#16 Soundcheck

DAS BRINGT`S

Ihr habt eine knifflige (Führungs-) Frage, bei der ihr gerne andere Meinungen und Ansätze hören würdet? Das könnt ihr natürlich über einen Austausch unter Kolleg*innen organisieren oder aber ihr nutzt den strukturierten Ablauf einer sogenannten kollegialen Beratung. Bei dieser Form des Austauschs wird sichergestellt, dass ganz viele Facetten einer Frage beleuchtet und somit unterschiedliche Lösungsideen entwickelt werden. Der Ablauf erfolgt in genau strukturierten Schritten – so können auch methodisch weniger erfahrene Kolleg*innen ganz ohne externe Moderatoren hilfreiche Lösungen finden. Häufig erleben wir, dass die kollegiale Beratung als etwas antiquiertes Tool wahrgenommen wird. Dabei ist es wie bei einem Soundcheck: Jeder spielt sein Instrument und damit man als Band gut harmoniert, checkt man zwischendurch, ob es bei allen gut läuft oder wer welche Hilfe braucht. Wir finden: Hilfreich, lösungsorientiert – gehört in jeden Werkzeugkoffer einer Führungskraft!

SO GEHT´S

Ein Soundcheck mit den Kolleg*innen dauert circa 60 bis 90 Minuten – je nach Diskussions- und Austauschbedarf. Die Phasen des Soundchecks sind dabei immer gleich, die Dauer der einzelnen Schritte sind nachfolgend exemplarisch genannt und können ggf. leicht abweichen. Hier der Ablauf im Überblick:

Und so läuft ein Soundcheck konkret ab:

1.     Casting: Hier wird unter allen Teilnehmenden geklärt, wer welche Rolle hat: Fallgeber (die Person, welche die Frage einbringt)  – Moderator (die Person, die den Ablauf im Blick behält und alle Ergebnisse notiert) – Berater (alle anderen)  5 Min

2.     Thema: Moderator notiert Titel, Fallgeber stellt seinen Fall vor 10 Min

3.     Fragen: Moderator stellt Fragen, alle anderen danach. Fragen können sich direkt auf den Fall beziehen (Sachebene) und auf die Gefühle der Beteiligten (emotionale Ebene). Moderator und Berater machen sich Notizen zu Gesagtem und Wahrgenommenen. 15 Min

4.     Hypothesen: Moderator und Berater bilden Hypothesen rund um den Fall und die Beteiligten. Diese werden ausformuliert und vom Moderator schriftlich festgehalten. Achtung: Ausschließlich Hypothesen, keine Lösungen formulieren. Der Fallgeber hört nur zu. 10 Min

5.     Rückmeldung: Fallgeber gibt dem Beraterteam Feedback zu den formulierten Hypothesen. Passende Hypothesen unterstreicht er grün, unpassende rot oder streicht sie durch. Der Fallgeber kann auch Hypothesen umformulieren, sodass sie für ihn stimmig sind. Keine Diskussionen, Beraterteam hört einfach zu. 5 Min

6.     Lösungen: Moderator und Berater entwickeln gemeinsam Lösungen für die vom Fallgeber ausgewählten Hypothesen. Diese werden schriftlich festgehalten, konkret und in ganzen Sätzen formuliert. Der Fallgeber hört nur zu. 10 Min

7.     Bewertung: Der Fallgeber bewertet die vorgeschlagenen Ideen z.B. mit folgenden Fragen: „Welche Ideen möchte ich weiterentwickeln? Welche Lösungsvorschläge haben neue Aspekte hervorgebracht? Was möchte ich umsetzen?“ Er streicht die Ideen, die für ihn nicht passen. 10 Min

8.     Abschlussreflexion: Der Moderator bedankt sich bei allen Beteiligten und führt eine kurze Reflexion mit allen durch. Möglich Fragen: „Was hat der Fall bei euch ausgelöst? Was nehmt ihr jeweils mit?“ 10 Min

Es sollten mindestens vier Kollegen sein, die sich zu einem Soundcheck treffen: Damit stellt ihr sicher, dass mit einem Moderator und zwei Beratern genügend Perspektiven im Raum sind.

DARAUF SOLLTEST DU ACHTEN

  • Es sollten mindestens vier Kollegen sein, die sich zu einem Soundcheck treffen: Damit stellt ihr sicher, dass mit einem Moderator und zwei Beratern genügend Perspektiven im Raum sind.
  • Eine Schwierigkeit beim Soundcheck sind häufig die Hypothesen. Diese zu formulieren bedeutet, dass ihr aufgrund des Gehörten und Wahrgenommenen Annahmen trefft und Sätze bildet wie “Der Fallgeber ist sich in seiner Rolle unklar.” oder “Der Fallgeber weiß eigentlich schon, wie er handeln möchte, traut sich aber noch nicht.” oder “Der Fallgeber braucht noch mehr Informationen, um eine Entscheidung treffen zu können.”
    Diese Beispiele sollen euch zeigen, dass es in dieser Phase noch um eine Annäherung an Lösungen geht und diese Annäherungen sollten so viele unterschiedliche Sichtweisen wie möglich beinhalten. Denn sie sind nachher die Basis für die Lösungsideen – je umfassender und auch tiefgründiger die Hypothesen, umso hilfreicher oft die Lösungen.
  • Sorgt gemeinsam dafür, dass die Phasen auch wirklich eingehalten werden und der Moderator die Chance bekommt, methodisch sauber zu arbeiten. Führt ihr die Soundchecks immer mal wieder durch, erarbeitet ihr gemeinsam Lösungen, die auch die anderen Teilnehmer inspirieren und ihr wachst als Führungskoalition enger zusammen.

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